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Tobis Geschichte 

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Der junge Mann in der Mitte ist Tobias, gern Tobi genannt. Die Geschichte von Tobi fängt am 22. Juli 1995 an, aber eigentlich schon einige Monate zuvor. Ich, Mama Else war schwanger mit Zwillingen. Am Anfang war ich geschockt, mein Mann war überglücklich. Weil man muss wissen, wir haben ja bereits zwei Jungs, Michael und Manuel. Als mir der Frauenarzt sagte, dass ich Zwillinge bekommen werde, war ich überfordert. Die Schwangerschaft verlief eigentlich gut, ich machte alle Untersuchungen, auch die Lungenreifeprofilaxe, sollten sie früher kommen. Wir richteten alles her und freuten uns auf die zwei Babys. Als ich in der 31. Schwangerschaftswoche war, hatte ich wieder eine Visite bei meinem Frauenarzt. Er untersuchte mich und war sehr zufrieden. Ich habe ihm erzählt, dass ich kleine Wehen habe und dass ich diese auch bei meinen anderen Schwangerschaften gehabt habe. Mein Arzt verordnete mir Wehenhämmer. So fing ich am 17. Juli 1995 mit den Medikamenten an. Am Dienstag merkte ich schon, dass etwas anders war. Am Mittwoch ging es mir nicht mehr gut, worauf ich meine Arzt kontaktierte. Er meinte, es wäre alles ok, ich solle mir keine Sorgen machen – ich bekomme immerhin Zwillinge. Ich äußerte meine Sorgen bezüglich des Medikamentes, worauf mein Arzt meinte, es nehmen hunderte andere Frauen. Am Freitag ging es mir noch schlechter, mein Bauch war hart und angespannt, ich konnte kaum sitzen und schlafen. Ich bat meinen Arzt mich zu untersuchen, aber er hatte erst am Sonntag Zeit für mich. Ich solle mir bis dahin keine Sorgen machen. Heute weiß ich, dass ich mir unendliche Sorgen machte und mein Körper ums Überleben kämpfte. Freitag Nacht schlief ich eigentlich ganz gut. Am Samstag morgen rief mich überraschend mein Arzt an, er habe heute trotzdem Zeit für mich. Er wolle am Sonntag lieber eine Bergwanderung machen, weil schönes Wetter vorhergesagt war. Wir fuhren sofort los und mein Mann ging während der Visite mit den anderen beiden Jungs einkaufen. Die Untersuchung war sehr schmerzhaft. Ich  hatte sehr starke Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen, mir blieb regelrecht die Luft weg. Als er fertig war sah ich in sein Gesicht und erkannte sofort, dass etwas nicht stimmte.  ​ Es war Samstag der 22. Juli 1995, eigentlich ein schöner Tag. Mein Arzt meinte, ein Zwilling sei tot und dem anderen gehe es nicht gut .... Mein Mann kam zu mir und ich erklärte ihm die Situation, wir brachten beide Jungs zur Oma und fuhren schnell ins Krankenhaus. Im Krankenhaus berieten sich die Ärzte wie sie weiter vorgehen sollten. Sie waren sich nicht einig ... sollten sie das tote Baby im Bauch lassen oder nicht. Ich war geschockt und wütend – sollte auch das zweite Baby sterben? Auch seine Herztöne waren kaum noch wahrnehmbar. Schlussendlich bereiteten sie mich für einen Kaiserschnitt vor. Sie gaben mir eine Spinalanästhesie und schnitten mich auf. Ich spürte den Schnitt und hatte unheimliche Schmerzen worauf ich ohnmächtig wurde. Nach ungefähr zwei Stunden erwachte ich wieder, mein Mann war bei mir und ich fühlte mich innerlich leer. Mein Mann sagte mir, es waren zwei Jungs. Einer ist tot und der andere auf der Neugeborenintensiv. Wir gaben dem kleinen Kämpfer den Namen Tobias. Er kämpfte zwei Monate auf der Intensivstation um sein Leben. Es sah nicht gut für ihn aus. Der zweite Zwilling heißt Thomas und wir haben ihn bei uns in der Gemeinde beerdigt. Tobi erlitt einen Sauerstoffmangel bei der Geburt und daraus folgte eine schwere Hirnschädigung. Ich wollte von den Ärzten wissen warum es dazu kam, sie meinten nur, besser man wisse nicht alles. Für uns änderte sich ALLES, Tobi durfte nach zwei Monaten mit nicht ganz 2 Kilo Körpergewicht nach Hause. Es folgten viele Jahre, die geprägt waren von harten Kämpfen. Tobi war sehr viel krank und oft im Krankenhaus, er musste einige Operationen über sich ergehen lassen: seine Sehnen wurden verlängert, sein Oberschenkel musste ebenso gedreht werden, was mehrere Monate Therapie nach sich zog. Im Jahre 2005 bekam Tobias Epilepsie- bis zu 20 Anfälle pro Tag. Er lebt bis heute mit dieser Erkrankung. Dieses Jahr wird Tobi 30 Jahre alt, er ist ein sehr starker, lebenslustiger junger Mann. Er mag gerne Musik, vor allem den Böhmischen Traum und er liebt das Leben. Wir als Eltern möchten ihn seine Wünsche erfüllen und ihn dabei helfen sie umzusetzen, weil er es nicht selbst kann. Er hat viele Träume, ein Traum ist von Zuhause auszuziehen. Diesen Traum wollen wir mit IKONNS verwirklichen.

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